Meine Top 4 der schlimmsten Erziehungsmethoden

Ja, in diesem Blogpost geht es um Erziehung. Genauer gesagt, um Erziehungsmethoden, die ich bei anderen (niemals bei mir selbst 😉 ) beobachte und einfach nicht aushalten kann. Aber ich sag’s gleich, ich habe zu dem Thema keine Bücher gelesen, ich bin bestenfalls Hobby-Psychologe und bin auch sonst kein Experte.

Wenn es um die Erziehung meines Sohnes geht, dann verlasse ich mich vor allem auf mein Baugefühl und mache das, was ich für richtig halte und was für mich funktioniert. Nicht selten funktioniert es auch nicht, dann versuche ich eben was anderes.
Ach ja, und ich nehme das Thema Erziehung nicht zu ernst. So auch in diesem Blogpost!

Top 1: Die erklärenden Eltern

Es gibt Eltern, die glauben, dass man Kindern immer alles erklären muss. Das ist Ihrer Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg. Man setzt auf die Kooperation des Kindes durch Einsicht.

Beispiel

In einem überfüllten Bus beansprucht klein Emil 2 Plätze nur für sich und klettert mit seinen dreckigen Schuhen über die Polster. Die restlichen Mitreisenden sind sichtlich genervt, während die Mutter (auf dem 3. Platz neben klein Emil) Ihrem 2 Jahre alten Nachwuchst die Situation erklärt.

„Liebster Emil, schau mal, hier sind noch ganz viele andere Leute, die auch gerne einen Platz hätten und sich total freuen würden, wenn Du Dich ruhig auf einen Platz setzen würdest. Außerdem ist es nicht gut, wenn Du mit Deinen dreckigen Schuhen über die Polster kletterst, weil dann die armen anderen Leute dreckige Hosen bekommen und die dann extra waschen müssen. Könntest Du Dich daher bitte ruhig hinsetzen?“

Emil: „Nein!“ Daraufhin setzt die Mutter ein Gesicht auf, das signalisiert „Da kann ich jetzt auch nichts mehr machen, ich habe wirklich alles versucht“.

Einfach Alternative

Liebe Mutter, wenn der Bus voll wird, dann nimm Dein Kind auf Deinen Schoß. Wenn es protestiert, dann sag Deinem Kind, dass es das gerne selber den anderen Leuten erklären kann, die sich gerade auf die freien Plätze gesetzt haben. Aber bitte sag es kurz und knapp. Solange Dein Kind unter 3 Jahren alt ist, wird eh nicht viel von Deinen Erklärungen bei ihm ankommen, also tue mir den Gefallen und warte damit bis ihr allein seid.

 

Top 2: Helikopter Eltern

Helikopter Eltern sind ja schon ein feststehender Begriff, sollen hier aber dennoch nicht unerwähnt bleiben. Sie folgen Ihren Kindern auf Schritt und Tritt. Das Kind geht immer vor. Sie warten nicht, bis das Kind um Hilfe bittet, sondern bieten proaktiv Ihre Unterstützung an. Dabei schießen sie gerne auch mal übers Ziel hinaus.

Beispiel

Die kleine Emilia sitzt im Sand und spielt zufrieden. Emilias Mama sitzt auf einer Bank daneben, ausgerüstet mit Nido und Latte Macchiato. Zum Lesen kommt sie aber kaum, da sie alle 30 Sekunden zu Emilia sieht, um zu überprüfen, dass da auch alles in bester Ordnung ist. Eigentlich ist es das im Großen und Ganzen, was die Mama aber nicht vom Eingreifen abhält. „Oh, ist Dir Dein Förmchen runtergefallen?“, die Mama steht auf, hebt das Förmchen auf, gibt es Emilia und setzt sich wieder hin. „Setz Dich doch mal hierhin, da ist der Sand noch schöner.“, die Mama steht auf, setzt Emilia samt Förmchen 20cm nach links und setzt sich wieder. „Hoppla, bist Du auf Deinen Popo gefallen, tut das weh?“, Mama steht auf, hebt Emilia hoch, klopft den Sand vom Popo, tröstet mit einem Gummibärchen, setzt Emilia wieder hin und geht zurück zur Bank. So geht das pausenlos und die arme Emilia kommt gar nicht zum Spielen.

Einfach Alternative

Liebe Mutter, setz Dich doch einfach mit Emilia in den Sand und spiel mit. Oder Du liest in Ruhe Deine Nido und lässt Dein Kind so lange spielen, bis es sich selber bemerkbar macht.

 

Top 3: Mein Kind regelt alles selbst

Manche Eltern glauben, dass Kinder generell alles alleine regeln können und sollten. Sie mischen sich erst ein, wenn es lebensbedrohlich wird, vorher nicht. Geschrei lässt sie kalt, Kinder müssen früh lernen alleine klar zu kommen. Wenn diese Eltern auf Helikopter Eltern (siehe oben) treffen, kann es gefährlich werden. Das Konfliktpotential ist so hoch, dass es zu Handgreiflichkeiten kommen kann.

Beispiel

Mein Sohn und ich sind mit seinem Bagger auf einem Spielplatz. Wir sind gerade dabei eine Großbaustelle zu errichten und haben bereits einen stattlichen Berg Sand bewegt, als sich uns ein anderer Junge nähert. Seine Nase läuft, die Rotze hat er überall im Gesicht und er hustet. Soweit so gut, das sind wir gewöhnt. Er wird sich gleich mit an unsere Baustelle setzen, ich werde meine Sohn erklären, dass das nicht schlimm ist und hier alle spielen können – denke ich zumindest. Fehlanzeige, der Junge trampelt erschreckend bewusst die gesamte Baustelle nieder, schnappt sich unseren Bagger, sagt „meins“ und wäre jetzt am liebsten seiner Wege gegangen. Nun ist mein Sohn auch nicht ganz zart besaitet. Er liebt seinen Bagger und geht zum Gegenangriff über. Ich denke, lass sie mal machen, das kriegen die schon untereinander hin. Nach etwa einer Minute hat er den Kampf verloren, ist voller Fremd-Rotze, wurde mit Sand beschmissen, hat seinen Bagger noch immer nicht zurück und schreit wie am Spieß. Ich schreite also ein, sage dass das unser Bagger ist und wir ihn jetzt gerne wiederhaben würden. Antwort „Nein!“. Kinder sind Kinder und meinen eigentlich nichts wirklich böse. Aber hier wären jetzt eigentlich die Eltern gefragt. Wo sind die nur? Die müssen weit weg sein, sonst hätten sie ja was getan.

Weit gefehlt, auf der Bank neben uns sitzt der Vater, der offenbar alles mitbekommen hat, aber nicht im Geringsten daran denkt sich einzumischen. Ich gehe also hin und sage zum Vater, dass sein Sohn bitte den Bagger zurückgeben soll. „Können die das nicht unter sich regeln?“, fragt er und blickt von seiner Zeitung auf. Mein Blick reicht, er steht gelangweilt auf und nimmt seinem Sohn den Bagger ab. Spielzeug hat er übrigens keines dabei, wozu auch…

Einfache Alternative

Nimm Deinem Kind ein paar Spielsachen mit und beschäftige Dich mit ihm. Dann braucht es nicht anderen Kindern die Spielsachen wegzunehmen.

 

Top 4: Mein Kind trifft seine Entscheidungen selbst

Vor diesem hier sind wir alle nicht gefeit. Mein Sohn sagt „Papa ich habe Durst“. Ich frage „willst Du Wasser oder Saft?“. Warum gebe ich ihm nicht einfach Wasser? Das hätte er vor meiner Frage ohne drüber nachzudenken getrunken. Jetzt gebe ich ihm Wasser und er will natürlich Saft.
Allerdings gibt es Eltern, die das mit den Alternativen auf die Spitze treiben, wahrscheinlich weil sie sich selber schwer entscheiden können. Stets um das Wohl des Nachwuchs bemüht und in bestem Bestreben diesem alles zu ermöglichen, schlagen sie über die Stränge.

Beispiel

Bei einem Restaurantbesuch der Familie wird für das Kind eine hausgemachte Limonade bestellt – so groß, dass sie eh für ein Kind kaum schaff bar ist. Allerdings will das Kind gar keine Limo, sondern Apfelsaft, der daraufhin vom Vater gleich nachbestellt wird. Zusätzlich bietet man dem Kind noch ein Leitungswasser an und holt die mitgebrachte Trinkflasche raus. Das Kind sieht sich jetzt schon 4 Alternativen gegenüber, ist völlig überfordert und sieht wie ein anderes Kind aus einem Strohhalm trinkt. „Ich auch“ ist die logische Folge. Was macht die Mutter? Sie holt von der Theke 3 Strohalme, in rot, grün und blau und fragt das Kind, welche Farbe es möchte. „Gelb!“ Oh, diese Mutter hat es schwer. „Herr Ober, hätten sie vielleicht einen gelben Strohhalm?“

Einfache Alternative

Kinder sind durchaus in der Lage eigene Bedürfnisse zu artikulieren. Macht Eure Kinder und Eure Umwelt nicht mit diesen Alternativen wahnsinnig! Vielleicht hatte das Kind auch gar keinen Durst?

 

Fazit

Ich prangere es an! Was genau? Die Erziehungsmethoden anderer Eltern, die ich manchmal unfreiwillig mit ansehen muss und die ich kaum aushalten kann. Ihr seid aufgerufen, Euren Senf zu dem Thema dazuzugeben! Was beobachtet ihr bei anderen? Was nervt Euch?

 

3 Kommentare

  1. Hallo Superpapa2,

    ein sehr schöner Beitrag zum Thema Erziehung und deren Methoden, insbesondere in unserer heutigen Zeit. Ich weiß nicht, ob es so schon früher abging, aber Deine Beobachtungen treffen sehr häufig zu und ich kann sie nur allzu gut nachvollziehen.

    Gerade Top4 macht mich verrückt! Diese Eltern, die selber keine Entscheidung treffen können oder wollen, und diese an das Kind weitergeben, damit es eine bunte Auswahl hat und mit 2 Jahren selber entscheidet. Es wird dem Kind alles geboten, es darf selber entscheiden, weil ja alles da ist -> eine großartige Vorbereitung auf das wahre Leben!

  2. Ahoi,
    schöner Beitrag! Finde mich in vielen Situationen wieder, nicht nur weil mein Sohn Emil heißt :). Leider stelle ich auch fest, dass man im Eifer des Gefechtes manchmal auch ganz schon bescheuert reagiert. Das wichtigste ist glaube ich die nötige Konsequenz, gleichzeitig auch einer der schwierigsten Punkte. Es grüßt aus dem Rheinland! Daniel von abaufsland

  3. Okay, ihr habt mich bei Twitter nach meiner Meinung gefragt: Hier ist sie. Ich mache viele der hier genannten Szenarios nach. Ich hatte bei Twitter aber ja auch noch den Erziehungsnazi genannt: Quasi der Papa, der nur seine eigene Meinung akzeptiert und diktatorisch immer bestimmen will. Mit Strafen.

    Dieser Typus ist mies aber gerade nach richtig, richtig miesen Tagen neigt Papa dazu, fies und ungerecht zu werden. Man muss ich dann immer wieder selbst daran erinnern, dass das Kind da nix für kann. Auch wenn(!) das Kind gerade wirklich nervig ist. Die meinen das ja nie böse.

    Lg

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